Vorgestern:
Wir verlassen das Haus, um spazieren zu gehen. Natürlich haben Ellis und Mieke es ein wenig eilig, d.h. sie laufen die Treppe runter und ziehen an der Leine, während ich noch die Haustüre zuschließe.
Am Vorgarten vorbei führt ein kleiner gepflasterter Weg zur Straße.
Genau davor, in der Mitte, steht ein Karrich, wie Postboten ihn benutzen, um Briefe zu transportieren und zu verteilen. In dem Fall handelte es sich allerdings nicht um einen Postboten, sondern um einen Mann, der wohl irgendeine Werbung in den Briefkasten werfen wollte.
Das ging nun nicht, weil genau in dem Moment 2 Monsterhunde und ich das Haus verlassen hatten. Da stand also der Karren auf der Straße und daneben der Mann.
Das war neu - das gab´s noch nie. Wenn ich davon ausgehe, daß Ellis seit über 5 Jahren das Haus mindestens 2 mal täglich verläßt, sind das immerhin über 3650 "Hausverlassungen" - und nun so was!!!
Der Karrich stand da, der Mann stand da.
Na gut.
Mieke schnupperte kurz an der Tasche und ging weiter, ich ging dran vorbei (der Platz reichte gerade). Ellis stand da, bellte und weigerte sich weiterzugehen.
Männer, die irgendwo rumstehen und glotzen, wo üblicherweise keine Leute rumstehen und glotzen, waren Ellis schon immer äußerst suspekt.
Sie traute sich also nicht vorbei.
Naja, daß sie in diesem Leben kein Held mehr wird, war mir schon vorher klar.
Ich rief sie zu mir und sie ging ganz schnell vorbei.
Als wir 20 Meter weit weg waren, kam Leben in den Mann. Er bewegte sich wieder, warf die Werbung in den Briefkasten.
Irgendwie erinnerte er mich an Ellis´ "Lieblingskater". Der stand letztens genau in der Mitte eines schmalen Weges. Rechts ein Mäuerchen, links eine Hecke. Ich konnte nicht ausweichen - er hätte zur rechten oder linken Seite des Weges gehen können oder einfach durch die Hecke auf den Rasen dahinter. Aber nein, er stand mitten auf dem Weg und rührte sich nicht. Bzw. er machte einen Buckel, aber er wich keinen Zentimeter zur Seite.
Als ich mit Ellis und Mieke vorbei war (welch eine Aufregung für die beiden
- 15 cm Abstand zum Lieblingskater!), ging der Kater durch die Hecke auf den Rasen dahinter.
Ich stelle mir vor: Ich stehe mitten auf einem schmalen Gehweg, eine Frau mit Kinderwagen kommt entgegen. Wenn ich stehenbleibe, hat sie große Schwierigkeiten, rechts oder links an mir vorbeizukommen, weil der Platz nicht reicht. Irgendwie geht man doch automatisch zur Seite, um Platz zu machen, oder?
Sooo automatisch offensichtlich nicht: jedenfalls nicht, wenn man ein Kater oder ein Werbungsausträger ist.
Und für Dich war das sicher auch nicht leicht. Ich möchte Ellis nicht ewig lange durch die Gegend tragen - und Barney ist ja sogar noch etwas schwerer. 
Aber wenn es sich weigert, auf 3 Beinen zu humpeln, bleibt wohl nichts anderes übrig, als das Hundetier ächzend und keuchend zu schleppen. 
und so landet eine Wurst für Ellis genau zwischen ihr und Spencer, sogar etwas dichter bei Spencer, der sofort seine Chance sieht und mit der Pfote danach angelt. 
