Eiserner Wille

Der Lakeland Terrier, das unbekannte Wesen? - oder: So triezt der Hund den Mensch.
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G***g
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Eiserner Wille

Beitrag von G***g »

Habt ihr euren Lakeland auch schon einmal vor dem Ertrinken gerettet?
Mir ist das schon zum zweitenmal passiert. Und das kam so. Luftlinie wohnen wir keine 50 Meter vom Main entfernt. Hier bei Lohr ist der Main aber nicht der imposante breite Strom wie man ihn z.B. in Frankfurt kennt. Hier ist er eher beschaulich in Auen eingebettet. Ich kann die Breite nicht gut schätzen, glaube aber nicht, daß es mehr als 20 Meter sind. Man hat zumindest das Gefühl, daß man ohne Probleme hinüberschwimmen könnte. (Im Sommer gibt es immer wieder Menschen die das sogar tun.) Jedenfalls habe ich Lino vor zwei Jahren jeden Tag im Wasser schwimmen lassen, was er auch mit großer Freude gemacht hat. Entweder habe ich meinen Schwimmdummy mitgenommen oder einfach nur Stöckchen geworfen. Die Passion es zurückzubringen ist sehr groß. So auch an jenem ereignisreichen Tag. Nachdem Lino bereits vier oder fünf weit hinaus geworfene Stöcke zurückgebracht hatte, konnte er den nächsten von mir geworfenen Stock nicht auf der Wasseroberfläche ausmachen. Trotz dirigieren durch Sichtzeichen kam er nicht zum Erfolg. Zwischenzeitlich hatte auch die Strömung den Stock zu weit abgetrieben.
Ich pfiff Lino zurück. Der war aber durch die erfolglose Suche nach dem Stock so angeheizt, daß er ohne Apportel nicht zurückkehren wollte. So so verbiß er sich kurzerhand in ein Seerosenblatt. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich gar nicht gewußt wie stark ein Seerosen im Grund verwurzelt sind. Die ersten Sekunden habe ich mich geärgert, weil trotz Doppelpfiff der Hund nicht zu mir kam. Die nächsten Sekunden habe ich mich gewundert, daß der Hund trotz Schwimmbewegungen nicht vom Fleck kam. Ich fing an mit "Pfui" und "Nein", mit "Hierher" und "Bei Fuß". Alles konfuß und durcheinander, genau wie die Situation. Der Hund ging langsam unter. Er war nicht mehr in der Waagerechten, sondern schon fast senkrecht im Wasser gestanden, aber ohne Bodenkontakt. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Was war da los. Hatte er einen Krampf im Bein oder wurde er von einem Fisch angegriffen?. Es gibt doch solche Horrorgeschichten von Riesenwallern u.s.w. die angeblich auch Hunde fressen. Während ich keinen klaren Gedanken fassen konnte und nicht wußte was ich tun sollte, ging Lino immer weiter unter. Aber dieses vermaledeite Seerosenblatt hat er immer noch nicht losgelassen. Mitlerweile stand er senkrecht im Wasser, nur noch der Kopf schaute heraus. Voller Panik habe ich mich (für alle einsehbar) mitten auf dem Fahrradweg stehend bis auf die Unterwäsche ausgezogen und bin zu meinem Lino in den Main gestiegen um ihn rauszuziehen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was es mich geschüttelt hat. Ich wußte nicht was für ein gefährliches Tier da meinen Lino angreift, ob Glasscherben auf dem Boden liegen und wie tief das Wasser ist. Vor allem in Unterwäsche, vor den anderen. So toll sah die Unterwäsche an diesem Tag auch nicht aus. Und wißt ihr was war? Könnt ihr es euch vorstellen?

Nichts, absolut nichts.

Dieser Dickschädel. Selbst bei meiner Rettungsaktion hat er dieses blöde Seerosenblatt nicht losgelassen. Eh ich Lino aus dem Wasser herausheben konnte, mußte ich ersteinmal das Seerosenblatt abreißen. Er hat nicht losgelassen........


Naß, Müde und super stolz mit hochrecktem Schwanz ist Lino dann nach Hause gelaufen. Ich konnte überhaupt nicht reagieren und habe nur die ganze Zeit gedacht, daß ich im falschen Film bin. Dieser blöde Kerl muß doch gemerkt haben, daß er ganz kurz vor dem Ertrinken stand. Warum hat er dann nicht losgelassen. Ich dachte immer, daß der Selbsterhaltungstrieb größer wäre als die Bringtreue.

Als meine Mutter ein paar Tage später zu Besuch war, habe ich ihr auf einem Spaziergang die ganze Geschichte erzählt. Sie hat zwar aufmerksam zu gehört aber sie doch nicht ganz geglaubt. Und wißt ihr was. Genau auf diesem Spaziergang habe ich meinen Lino ein zweites mal vor dem Ertrinken gerettet. Wieder war es ein Seerosenblatt, das Lino unbedingt mit an Land bringen wollte. Nur hatte meine Mutter ihrem Mittelschnauzer einen Stock ins Wasser geworfen. Und da der Schnauzer schneller am Stock war als Lino, hat sic h dieser als Ersatz das Blatt genommen. Und während meine Mutter ratlos angesichts dieses Schauspiels am Ufer gestanden hat, habe ich mich wieder bis auf die Unterwäsche ausgezogen um im Main zu schwimmen .....

Seitdem werfe ich nie Dummies oder Stöcke wenn Seerosen im Wasser sind.
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Chiyo
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Beitrag von Chiyo »

Seeehr beeindruckend, dieser Durchhaltewille von Lino. :ja:
Und natürlich erst recht Deine Rettungsaktion. :daumen1:

Solche Probleme hatten wir zum Glück noch nicht. Ellis und Mieke schwimmen nicht. Dabei würde ja der Bauch naß werden. :shock: Vor allem Ellis achtet sehr darauf, nur soweit ins Wasser zu gehen, daß der Bauch trocken bleibt. 8)
Es spielte auch keine Rolle, daß der andere Hund begeistert Stöckchen apportierte: Ein nasser Bauch ist nicht akzeptabel. :lachen:

Bei einem Spaziergang am Neckar(kanal) kommen die beiden vorsichtshalber an die Leine, wenn sie anfangen, sich fürs Wasser zu interessieren. Das Ufer ist befestigt und es wäre schwierig für sie, wieder an Land zu kommen, wenn sie ins Wasser fallen.
Es gibt auch einen alten Neckararm mit seichtem Ufer, aber da sind immer irgendwelche Angler. Die wären wahrscheinlich wenig begeistert, wenn wir versuchen würden, Mieke da das Schwimmen beizubringen. (Ellis lernt es bestimmt nicht mehr.) :roll:

Würden Ellis und Mieke das Seerosenblatt loslassen? Keine Ahnung. Wenn sie etwas wirklich wollen, können sie auch ganz schön hartnäckig sein. :achselzucken1:
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orchidee76
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Beitrag von orchidee76 »

Wie wäre es denn mit einer langen Schleppleine? :wink:
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Chiyo
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Beitrag von Chiyo »

Für Claudia und Lino kommt eine Schleppleine ja nicht in Frage. Wenn die sich in den Seerosen verheddern würde, hätte Lino keine Chance, ohne Hilfe wieder frei zu kommen. :shock:
Und ohne Seerosen kann Lino ja wohl hervorragend schwimmen - wenn ich das richtig verstanden habe. :D
Am besten ist es wohl wirklich, um Seerosen einen Bogen zu machen. :ja:

Unsere beiden sollen sich aufs "Wassertreten" im Bach beschränken. Das finden sie klasse.
Anschließend flippen sie allerdings aus. Wenn Ellis naß ist, ist sie nicht so ganz zurechnungsfähig. :lachen: Dann will sie spielen und toben - richtig wild... :shock:
G***g
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Beitrag von G***g »

Mit Schleppleine habe ich es auch schon probiert. Allerdings war die nur 10 Meter lang und nur um meinen Schwimmdummy am wegschwimmen zu hindern. Obwohl ich eine teure Schleppleine von Frankonia habe verheddert die sich im nassen Zustand in Sekunden. Zudem tobt Lino aus Vorfreude auf das Kommende wie ein wilder und verheddert sich auch noch in die bereits verhedderte Schleppleine. Ein riesen Kuddelmuddel. Alles schon probiert.

Und einen Hund an einer Leine schwimmen zu lassen ist meiner Meinung nach viel zu gefährlich.

Übrigens geht Lino auch bei Eisschollen im Main schwimmen. Da kennt er nichts. Ich schicke ihn nicht rein!!! Eine Ente auf dem Main reicht da völlig aus.
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Chiyo
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Beitrag von Chiyo »

:cold:
Da fang ich ja schon vom Lesen an zu zittern. :roll:
Mir deucht, Lino ist aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. :D
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orchidee76
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Beitrag von orchidee76 »

So sind sie eben die Englischen vierbeinigen Jäger.
Immer mit vollen Einsatz dabei,ohne Kompromisse einzugehen.
Darum liebe ich sie ja so sehr!Unberechenbar,
treu und anhänglich zugleich.
:love2:
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